Thomas Schittek
von Heinz Rieck

Ich will keine kunsthistorische oder kritische Wertung vornehmen – sondern eine journalistische, der viele Gespräche mit dem Künstler zu Grunde liegen.
In seinen farbigen, abstrakten Bildern soll das "Sehen", die "Schau", Ereignis und Erlebnis werden.
Franz Marc – und der Schule des "Blauen Reiter" fühlt er sich nahe, ebenso Marcs Mitstreiter Wassily Kandinsky – Kafka und Camus (Sysiphos) – sind die Ersten ihn in ihren Bann ziehenden literarischen Mentoren.

Thomas Schittek malt seit 1987; 1988 aber deutet sich ein Sinnenwandel an. Die ihm während seines Studiums der Druckereitechnik in München vorgegebenen Termine und Aufgaben beengen ihn, - aus Fremdbestimmung folgt er dem inneren Ruf zur Selbstbestimmung: Er wird abstrakter Maler.

"Der erste Treffer meiner Bilder", sagt Thomas Schittek,"sollte im Herzen der Beschauer sein, dann über das Auge weiter den Intellekt erreichen".
Bescheidenheit zeichnen ih naus, man soll das Glück im Kleinen suchen, mit dem Blick auf den Nächsten.


Man kann erstens nur aus innerer Notwendigkeit malen, und, zweitens so seinen Beitrag für die Gesellschaft geben - die Phantasie anregen. Die innere Notwendigkeit ergibt sich aus Schnittflächen von Erlebnissen.
"Die Unruhe packt einen", so sagt er – "und man kann nichts dagegen tun".
Gute Freunde, eine gute Familie geben dann bei den Fragen Rückhalt. Sie bringen Glück für den Künstler, der Mittler dieser Spannungen ist, auch heute – in dieser Polarität.


Die Beunruhigung darüber, dass "alles fliesst", dass man nichts dagegen tun kann, ist geblieben! Manche so gewonnene Erkenntnisse bestärkt das Verhalten, dass man als Individuum seiner riesenhaftere Winzigkeit noch reduzieren kann. "Ein einfaches Leben, das bringt auch Glück" sagt der Künstler, oder wieder mit seinen Worten: "Mein Format, das ich mit meinen Sinnen empfinde, ist im All eine Winzigkeit". Gibt es also die "Freiheit", fragt er? Astronaut möchte er mitunter sein, der Suchende, wenn ma naus dieser Position de blauen Himmel sehen könnte und darüber nachdächte, wo das Ende ist?
In solchen Momenten ist es gut zu spüren, zu spüren dass man lebt.
Variationen? Wie schon vorher gehört?

Derjenige, der Menschen spürt, ist auch ein Mittler, z.B. in Mittlerposition, der durch seine Werke spricht.
Sie werden nachdem, durch die von mir aufgezeichneten Gesprächstorsen, durch die Ausstellung gehen und seine Bilder sehen.
Verständnisvoll oder verständnislos?
Mit dieser Polarität freilich muss er leben. Und Polarität ist já immer wieder eine Grundstimmung seiner Bilder, die er durch Form und Farbe übermitteln will, - Polarität, innerhalb von Leben und Sterben.
Seine "Farbklänge", wie in der Musik, geben die Unruhe und die Stimmungen, sowie die Summe seines Grübelns wieder. Sie beflügeln die Phantasie, die in der persönlichen Interpretation ein zeitloser Energiespender ist.
Ich erinnere mich an die Anfangsbilder von Thomas Schittek, real noch die Motive, dann verfremdet braune, dunkle Töne, fast kafkaesk, herrschen vor.
Thomas Schittek ordnet ihnen die Adjektive: unentschlossen, dumpf, niederschmetternd, resignativ zu.
Sind sie Ausdruck zweiflerischer Stimmungen seines Anfangs?

Heute wird man diese Töne vermissen!
Blau und Rot signalisieren Tiefe und Melancholie. Aber Rot steht für ihn auch für Gefahr oder Reiz.
Grün und Gelb sind dabei malerische Kontrapunkte, die die Polarität aufgreifen, wie ein Leitmotiv.
Neben den Farbvariationen wird der Betrachter beim genauen Hinsehen Chiffren, vier Symboliken, finden.

Man sieht "Schnitflächen", als Ausdruck von Zufälligkeiten, Zufällen, gleich ob sie auf Ereignisse zurückzuführen sind, oder durch Begegnungen mit Menschen, Freunden, Schicksal wurden.
Die Spirale, ein Signum für nichtabreissende Bewegung, já, für den ewigen Kreislauf in unserem Kosmos.

Das Dreieck dann ist ein Symbol des Individualismus, so Thomas Schittek, in der Variation der Form und Farbe Ausdruck einer ichbezogenen Zustandswertung.
Da ist noch der Kreis. Er deutet wieder auf die Polarität aller Dinge, wie vorhin schon gesagt, dem Spannungsfeld vom Werden und Vergehen.

Alles zusammen gesehen und empfunden ist Bekenntnis und Erkenntnis eines Individuums zugleich.
Sieht und denkt man sich so in seine Bilder hinein – wie gesagt, Auge, Herz und Intellekt, sind gefordert – beginnt eine bunte Fläche aus der Tiefe zu erzählen, zu sprechen und – anzusprechen.

Thomas Schittek
Thomas Schittek am 8. Januar 1964 in München geborener Maler und Keramik-Künstler




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Thomas Schittek
Thomas Schittek am 8. Januar 1964 in München geborener Maler und Keramik-Künstler




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Arbeiten
2023
5 . 45cm x 35cm . Aquarell, 2021